Feature-mo< Zurück 01.06.2009
Von Burnie Leitner
Das Festival in Cannes zeichnet sich im Grunde eher weniger durch Glamour-Stars aus (die über den roten Teppich wandeln als wären sie Halbgötter auf dem Weg ins andere Reich), als vielmehr durch sozial-kritische Filmkunst. Umso erfreulicher die Nachricht über die gewonnene Preise für Österreich(er).
Die diesjährigen Filmfestspiele in Cannes standen ganz im Zeichen von rot-weiß-rot. Bereits zum 62. Mal wurden Darsteller, Produzenten und Regisseure mit der heißbegehrten goldenen Palme ausgezeichnet, dennoch gibt es aus heimischer Sicht, ein Novum zu feiern – Nach den zahlreichen Lorbeeren die es für Film-Österreich in den letzten Monaten von Übersee zu ernten gab, legte Austro-Kult-Regisseur Michael Haneke nach, und gewann zum ersten mal die goldene Palme für den besten Film in Cannes. Ein Preis dem man wohl mehr Anerkennung zollen darf, als jenen die es in Hollywood zu gewinnen gibt.
Ohne die Oscar-Verleihung in den Dreck ziehen zu wollen, muss man wohl einräumen, dass diese eher ein Schaulaufen Blitzlicht-Geiler Botox-Spritzer ist, als Festival der Filmkunst. In Cannes legt man dann doch bedeutend weniger Augenmerk auf das Drumherum und konzentriert sich auf sozialkritische Inhalte. Bereits vor 2 Jahren erhielt Haneke für Caché einen Preis an der Cote d’Azur. Sein Film über die verborgenen Geheimnisse in den Tiefen unserer Seelen hätten in Hollywood wohl keine Abnehmer gefunden – genauso wenig wie in Österreich. Haneke floh nämlich vor geraumer Zeit nach Frankreich, weil es ja bekanntlich für Filmschaffende in Österreich am nötigen Kleingeld mangelt. Außerdem wollte damals auch noch keiner was von seinen Drehbüchern wissen. Von dem her sei man vor dem filmischen Überpatriotismus, ausgelöst durch Stefan Ruzowitzky, gewarnt. Zwar sind die beiden Filme Die Fälscher und Das weiße Band zeitlich nicht weit von einander entfernt, zeigt Ruzowitzky dann aber doch wieder KZ-Szenen über Mut und Angst im Regime die bekanntlich am besten geeignet für einen Auslands-Oscar sind. Haneke hingegen zeigt ein norddeutsches Dorf im Jahre 1913, am Vorabend des 1. Weltkrieges. Sein Film behandelt das gesellschaftliche Konstrukt dieses Dorfes und geht auf die Suche nach der Schuld im kleinen Mann, welche es zulässt eine solche Welle von Gewalt loszulösen. Ganz in schwarz-weiß gehalten darf man gespannt sein ob sein Preisgekrönter Film auch seine Erwartungen erfüllen kann. Mit diesem Preis reiht sich Haneke nun bei Palmen Besitzern wie Francis Ford Copolla (Apocalypse Now), David Lynch (Wild at Heart) oder Martin Scorsese (Taxi Driver) ein.
Doch dies ist nicht die einzige Freude die es aus Cannes zu vermelden gibt. Als wäre es nicht schon schön genug endlich mal einen Österreicher in einem Tarantino Film zu sehen, Nein, dieser Österreicher der auf den Namen Christoph Waltz hört, gewinnt noch dazu die Goldene Palme für den besten Darsteller. In Inglourious Basterds metzelt eine Gruppe von jüdischen Amerikanern über die Nazis her und verbreitet somit Angst und Schrecken unter diesen. Waltz spielt in diesem brutalen Kriegsdrama den deutschen Offizier Col. Hans Landa.
Somit darf man sich den 11. August als Kinostart von Inglourious Basterds merken und den September für Hanekes weißes Band. Auf einen unterhaltsamen und ganz und gar nicht hohlen Kinoabend...
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Filme gehören besprochen. Kinomo! Du fängst an!